Sehr geehrte Frau Wesserling-Schrick,
das Bundesumweltministerium hat die BGZ beauftragt, das Logistikzentrum für das Endlager Konrad zu planen und zu errichten. Dieser Auftrag beinhaltet auch die Festlegung eines Standortes. Grundlage für den Auftrag sind das Entsorgungsübergangsgesetz, die Empfehlung der Entsorgungskommission des Bundes (ESK) und der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD. Die BGZ hat insgesamt 28 Standorte im Umkreis von 200 Kilometer Luftlinie vom Endlager Konrad (ESK-Empfehlung) untersucht. Nur neun Standorte erfüllen einen Großteil der Kriterien der Entsorgungskommission des Bundes (ESK) und die Anforderungen, die die BGZ an den Standort stellt. Dazu gehören etwa ein unmittelbarer Gleisanschluss und der Ausschluss von Natur- oder anderen Schutzgebieten. Einzig der Standort Würgassen erfüllt alle diese Kriterien. Die Auswahl der BGZ wurde in einem vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegebenen Gutachten des Ökoinstituts bestätigt. Am 6. März 2020 wurde die Entscheidung für den Standort auf einer Pressekonferenz erläutert. So war eine größtmögliche Information der Öffentlichkeit gegeben. Die BGZ steht noch ganz am Anfang ihrer Planungen für den Standort Würgassen. Mit einem Antrags- und Genehmigungsverfahren ist frühestens ab dem zweiten Halbjahr 2021 zu rechnen. Dazu zählt auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung mit Beteiligungen der Öffentlichkeit.
Die Betriebszeit des Logistikzentrums Konrad ist an den Einlagerungsbetrieb des Endlagers Konrad geknüpft. Dieser Einlagerungsbetrieb soll im Jahr 2027 starten und ist für maximal 30 Jahre genehmigt. Gemeinsam mit der BGE als Betreiberin des Endlagers Konrad ist es jedoch unser Ziel, die Zeitdauer des Einlagerungsbetriebs zu verkürzen. Möglich wird dies unter anderem durch den Betrieb des Logistikzentrums. Mit dem Ende des Einlagerungsbetriebs im Endlager endet auch der Betrieb des Logistikzentrums. Es kann dann abgerissen oder anderweitig genutzt werden, wenn die Kommune dies wünscht. Die Einlagerung von hochradioaktiven Abfällen im Logistikzentrum ist weder geplant noch rechtlich möglich.
Bitten sehen Sie es uns nach, dass wir uns nicht zu Vorgängen während der Planung und des Betriebs des Atomkraftwerks Würgassen äußern können. Wir nehmen Ihre Sorgen um die Gesundheit – speziell Ihrer Kinder – jedoch sehr ernst. Daher gestatten Sie uns nachfolgend einige Anmerkungen zum Thema radioaktiver Strahlung und Krebserkrankungen:
Im Logistikzentrum werden ausschließlich endlagergerecht und sicher verpackte schwach- und mittelradioaktive Abfälle in speziellen fest verschlossenen Behältern bereitgestellt und von dort an das Endlager Konrad abgegeben.
Das Logistikzentrum wird so geplant und betrieben werden, dass für die Bevölkerung und die Umwelt keine Gefahren entstehen. Dies werden wir im Genehmigungsverfahren und später regelmäßig auch gegenüber der Aufsichtsbehörde nachweisen müssen. Unser eigenes Ziel ist es darüber hinaus, durch technische und logistische Maßnahmen sicherzustellen, dass die vom LoK ausgehende Strahlung bereits am Geländezaun im Bereich der Schwankungsbreite der natürlichen Hintergrundstrahlung liegt und damit nicht mehr messbar sein wird.
Darüber hinaus wurde in einer wissenschaftlichen-Studie (sog. KiKK-Studie) für die Region Würgassen keine Häufung von Leukämie-Krankheitsfällen festgestellt. (https://www.aerzteblatt.de/pdf.asp?id=61936).
Zum Thema „Grüne Wiese“: Die Bezeichnung „Grüne Wiese“ ist ein feststehender Begriff u.a. im Zusammenhang mit dem Rückbau von Atomkraftwerken und leider missverständlich. Er soll vor allem deutlich machen, dass ein Atomkraftwerk komplett zurück gebaut wird. Das heißt – kurz gesagt –, dass die Anlage am Schluss restlos abgetragen wird. Dies bedeutet allerdings nicht, dass gewerbliche oder industrielle Nachnutzungen nicht möglich oder gar ausgeschlossen sind. Am Standort Würgassen ist dies schon deshalb noch nicht möglich, weil auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks weiterhin zwei Zwischenlager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall sowie ein Umspannwerk vorhanden sind. Der Standort ist in der Regionalplanung weiter für die Energieerzeugung vorgesehen, (Umspannwerk, Leitungen) und als Gewerbe- und Industriegebiet mit zweckgebundener Nutzung ausgewiesen.
Tourismus fand und findet im Weserbergland bereits während des Baus und der Betriebszeit des Atomkraftwerks und der beiden Zwischenlager statt – etwa in unmittelbarer Nähe mit dem Campingplatz am Axelsee. Das künftige Logistikzentrum Konrad wird darüber hinaus deutlich weniger landschaftsprägend sein, als die noch bestehenden, drei Mal so hohen Anlagen des ehemaligen AKW Würgassen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr BGZ-Team